Fotonachweis: Natalya Chagrin
Jack Ridley, in London geboren, hat sich als Dirigent und Pianist von besonderem Rang etabliert. Sein visionärer und inklusiver Ansatz wurde gleichermaßen an führenden Opernhäusern wie in partizipativen Kontexten gewürdigt. Ausgebildet an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien, verbindet Ridley musikalische Intelligenz mit dramatischer Sensibilität und theatralischem Instinkt – geprägt durch seine Schauspielereltern und verfeinert durch umfassende Bühnenerfahrung. Seine musikalische Sensibilität wird für ihr natürliches dramatisches Gepräge gerühmt.
Mit Ruddigore gab Ridley ein vielbeachtetes Hausdebüt bei Opera North. In der aktuellen Saison kehrt er dorthin zurück, um The Big Opera Mystery sowie ein Konzert mit dem Orchestra of Opera North zu dirigieren. Zukünftige Engagements umfassen die Frühjahrstournee 2026 mit der English Touring Opera (The Gondoliers) sowie eine Rückkehr zum Glyndebourne Festival, wo er 2024 mit Strawinskys The Rake’s Progress und dem London Philharmonic Orchestra ein vielbeachtetes Debüt feierte.
Die Zusammenarbeit mit Glyndebourne reicht bis in seine Studienzeit zurück: Damals leitete er im Rahmen der Tour-Saison Brittens The Rape of Lucretia. Seither war er dort u. a. für Cendrillon, die ersten Glyndebourne Christmas Concerts sowie Phaedra (Film) mit dem Touring Orchestra verantwortlich. Bei Garsington Opera debütierte er mit Eugen Onegin, wofür er den Leonard Ingrams Award erhielt und in den drei folgenden Spielzeiten erneut eingeladen wurde. Weitere wichtige Stationen sind Der fliegende Holländer mit Persona Arts, der maßgeblich zur Nominierung für den Making Music Award 2025 beitrug, sowie seine langjährige Zusammenarbeit mit der English Touring Opera seit 2017. Als Assistent wirkte er an renommierten Produktionen in ganz Europa mit, darunter Breaking the Waves (Scottish Opera/EIF), Hänsel und Gretel (Nederlandse Reisopera), La clemenza di Tito (Drottningholm) und Punch and Judy (Neue Oper Wien).
Auch jenseits des Opernrepertoires entfaltet Ridley ein bemerkenswert breites künstlerisches Wirken. 2023 wurde er zum Chefdirigenten des Cinematic Orchestra of London ernannt – eine Position, die seine Offenheit für interdisziplinäre Ansätze unterstreicht. Darüber hinaus dirigierte er Projekte wie Rory Pilgrims RAFTS (für den Turner Prize 2022 nominiert) sowie eine multimediale Adaption von Borka: The Goose with No Feathers beim Hay Festival. Im Konzertbereich debütierte er zuletzt beim Hallé Orchestra und beim Orchester der Welsh National Opera. Frühere Engagements führten ihn u. a. zur Southbank Sinfonia, zur Polnischen Baltischen Philharmonie, zum London Contemporary Orchestra und zu L’Orchestre QuiPasseParLà (Lausanne). Als Pianist ist er regelmäßig sowohl solistisch als auch dirigierend vom Klavier aus zu erleben, mit einem Repertoire von Beethoven bis Britten. Zu seinen Lehrern zählen John Barstow und Thomas Kreuzberger; zudem war er Finalist beim Hans-von-Bülow-Klavierwettbewerb.
Im Zentrum seiner künstlerischen Arbeit steht die Überzeugung, dass Musik verbindend, inklusiv und transformativ wirkt. Geprägt von El Sistema und dem West-Eastern Divan Orchestra betrachtet er partizipatives Musizieren als integralen Bestandteil seiner Tätigkeit. Beispiele hierfür sind Garsington Operas Bildungsinitiative Opera First, durch die er mit Eugen Onegin zahlreichen Schulkindern den ersten Zugang zur Oper ermöglichte, sowie verschiedene Jugend- und Community-Projekte (Eliza and the Swans, The Selfish Giant und The Bartered Brides). Letztere wurde als Community-Aufführung realisiert, in der Freiwillige Seite an Seite mit Mitgliedern des Philharmonia Orchestra auftraten. Hinzu kommen groß angelegte Projekte wie Wake (Birmingham Opera Company), eine ortsspezifische Inszenierung, sowie Der fliegende Holländer, dessen Chor vollständig aus Beteiligten aus den West Midlands bestand.
Als ausgebildeter Pädagoge (PGCE, QTS) verbindet Ridley künstlerische Professionalität mit didaktischem Einfühlungsvermögen. Er leitete Jugendkonzerte mit dem Hallé und der Welsh National Opera und dirigierte mehrere Kinderopern, darunter Silver Electra, The Casket Girl, The Great Stink und The Vanishing Forest. Darüber hinaus realisierte er Projekte mit dem National Children’s Orchestra, leitete Workshops an der English National Opera und entwickelte sorgfältig konzipierte immersive Projekte mit Into Opera und W11 Opera.
Ridleys Wirken spiegelt seine Überzeugung wider, dass Oper und Orchesterkunst nicht allein auf großen Bühnen gedeihen, sondern überall dort, wo Neugier, Zusammenarbeit und schöpferischer Mut lebendig sind.